Rhone-Thur Projekt
Modul I:
Systemanalyse
SP I-1: Einfluss von
Schwall-Sunk auf das Grundwasser
(Leiter: Bernhard Wehrli, EAWAG/ETHZ)
Ziel dieser Studie
im Rahmen des Forschungsprojektes von EAWAG und WSL wird es sein,
vertiefte Kenntnisse über die Ausbreitung von Schwall- und
Sunkwellen
im angrenzenden Grundwasserleiter und deren Auswirkungen auf die
landwirtschaftliche Nutzung des Talbodens längs der Rhone zu
erhalten. Das vorliegende Projekt soll einerseits eine Analyse des
Ausgangszustandes leisten. Andererseits sollen die Grundlagen
geschaffen werden, um verschiedene Projektvarianten bezüglich der
Interaktion des Schwall-Sunk-Regimes mit dem Grundwasser zu beurteilen.
Um dies leisten zu
können, sind genaue Kenntnisse des momentanen Abflussregimes im
Vorfluter notwendig, sowie eine detaillierte Analyse der regionalen und
saisonalen Pegelschwankungen in der Rhone und im Grundwasserleiter.
Neben lateralen Zuflüssen in den Vorfluter und in den
Grundwasserleiter aus den Hangbereichen bildet auch der Dammbereich
eine wichtige Schnittstelle zwischen Vorfluter und Aquifer, weshalb
dieser in einer separaten Untersuchungsteil betrachtet wird. |
ISCO-Wasserentnahmegerät |
Durchflussmessung |
So ist
beispielsweise denkbar, dass der Damm auf weiten Strecken kolmatiert
ist. Wird nun im Rahmen einer möglichen Korrekturvariante das
Rhonebett aufgeweitet und der Damm nach aussen versetzt, so ist zu
befürchten, dass der neue Damm verringerte Kolmationseigenschaften
aufweist und somit mit einer Erhöhung des Grundwasser-spiegels im
Talgrund zu rechnen ist. Dies könnte unter Umständen
ernsthafte Folgen auf die dortige landwirtschaftliche Nutzung
haben.
Durch die geplante Verwendung isotopischer
Tracermethoden, wird die Studie zeitlich wie geographisch in zwei Teile
aufgeteilt werden: in der ersten Phase (ALPIN) müssen wichtige
Kalibrationsdaten zur Höhendefinition der in den Wasserproben
ermittelten Isotopensignaturen ermittelt
werden. Im Teil zwei (TALGRUND) wird es dann neben der Akquisition
neuer Daten, auch um eine Anwendung und Nutzung der Ergebnisse der
ersten Phase gehen.
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SP
I-2: Wärmeregime und -haushalt der Rhone
(Leiter:
Alfred Wüest, EAWAG)
Ein zentrales Ziel
der Revitalisierung von Fliessgewässern liegt bei der Schaffung
neuer oder der Wiederherstellung ehemaliger Lebensräume in
degradierten Flussabschnitten. Im Falle der Rhone kommen als
mögliche Ursache der äusserst geringen Diversität der
Fischfauna, neben der fast vollständigen morphologischen
Monotonie, auch die
unnatürlich tiefen Wassertemperaturen im Sommer und die durch
Schwall und Sunk bedingten raschen Temperaturschwankungen in Betracht.
Mit diesem
Subprojekt soll die Frage, welche Rolle die Kraftwerke für das
thermische Regime der Rhone spielen, geklärt und mögliche
Abhilfemassnahmen aufgezeigt werden. Die Wiederherstellung thermischer
Vielfalt in den neu-strukturierten Flussabschnitten (der Rhone
Hauptkanal wird nicht betroffen sein) soll eine reichhaltigere
Fischfauna ermöglichen. Anhand der konkret geplanten Massnahmen
soll das Potential für die thermische Revitalisierungaufgezeigt
werde.
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Bauwagen der EAWAG in Bramois
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SP I-3: Ökologie
der Gewässerufer: Sensible Indikatoren der Integrität von
Flussland-schaften
(Leiter:
Klement Tockner, EAWAG)
Uferzonen sind
Ökotone zwischen permanent terrestrischen und aquatischen
Lebensräumen und zählen zu den sensibelsten Bereichen von
Flussland-schaften. Eingriffe in die Morphologie und Hydrologie der
Gewässer wirken sich unmittelbar auf die Verfügbarkeit und
Qualität der Uferzonen
und ihrer Biozönosen aus. Die Uferbereiche können als
integrative
Indikatoren für Flusslandschaften verwendet werden. Sie spiegeln
sowohl die Ökologie des terrestrischen und des aquatischen
Lebensraumes
als auch die vielfältigen Interaktionen zwischen diesen beiden
Bereichen wider. Im Rahmen des Projektes Rhone-Thurwerden ufertypische
strukturelle und funktionelle Indikatoren entwickelt und angewandt, die
eine skalierungsunabhängige Bewertung der ökologischen
Integrität von Flusslandschaften ermöglichen. Ein
wesentliches Augenmerk richtet sich auf die Bedeutung hydrologischer
(Schwall-Sunk, Restwasser, natürliche Hochwasser) und
morphologischer (Verbauung, Aufweitung, natürliche Ufergestaltung)
Faktoren (einzeln und in Kombination) auf die Uferfauna und ufernahe
Prozesse. Neben Probestellen entlang der Rhone und Thur werden in einem
ersten Schritt eine Reihe weiterer Flusssysteme - angeordnet entlang
eines anthropogenen Einflussgradienten untersucht.
SP I-4: Potenziale/Grenzen
von
Revitalisierungsmassnahmen
(Leiter:
Felix Kienast, WSL)
Revitalisierungen von Fliessgewässern sind in der
Schweiz ein sehr aktuelles Thema. So wurden in den letzten Jahren
bereits einige Massnahmen zur Gerinneaufweitung durchgeführt.
Weitere sind geplant. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die
Arbeit mit den Möglichkeiten und Grenzen verschiedener Massnahmen
zur Wiederherstellung auetypischer Verhältnisse, dem Raumbedarf
zur nachhaltigen Sicherung und Entwicklung auetypischer Arten- und
Lebensgemeinschaften und der Ausweisung von Gebieten, die sich
vorrangig für Massnahmen zur Auenrevitalisierung eignen.
SP
I-5: Suivi de la dynamique de la végétation
(Leiter:
Christian Roulier, Service conseil Zones alluviales)
Thema des Forschungsprojekts ist die Kolonisierung der
neuen Ufer durch die Vegetation. Die Ansiedlung der
Pflanzengesellschaften soll ab dem Anfangsstadium (nach den
Korrektionsarbeiten, in besonderen Fällen vorher) verfolgt werden,
gleichzeitig wird die Qualität der unterschiedlichen Ufertypen
gemessen. Die Pflanzengesellschaften der Auen liefern zahlreiche
Informationen über den Zustand
der Standorte und deren zukünftigen Entwicklung. Sie sind für
die Bioindikation, die Modellierung und zur Vorhersage geeignet.
SP
I-6: Revitalisierung und Benthos der Rhone
(Leiter:
Peter Baumann, LIMNEX AG)
In Anlehnung an vergleichbare Untersuchungen am
Alpenrhein und unter Berücksichtigung der dabei gemachten
Erfahrungen werden die Wechselwirkung von morphologischen (Verbauung,
Aufweitungen), hydrologischen (Schwallbetrieb, ev.
Restwasserführung), hydraulischen (Strömung,
Sohlenstabilität) und ev. physikalischen Faktoren (Trübungs-
und Lichtverhältnisse) untereinander sowie der Einfluss dieses
Faktorengefüges auf das Phyto- und Zoobenthos der Rhone
analysiert. Soweit als möglich werden im Laufe des Projektes zudem
einige bestehende Aufweitungen an anderen Gewässern (v.a. Thur im
Kanton Thurgau, ev. Alpenrhein im Kanton Graubünden) in
die Untersuchungen mit einbezogen.
Dieses Projekt soll einen Beitrag dazu leisten, die
Renaturierungs- bzw. Revitalisierungsmassnahmen auch im Hinblick auf
die pflanzlichen und tierischen Bewohner der Flusssohle als wesentliche
Glieder
der gesamten Nahrungskette optimieren zu können.
SP I-7:
Fischökologie
(Leiter:
Armin Peter, EAWAG)
Im Rahmen der 3. Rhonekorrektion und den Planungen an
der Thur werden umfangreiche Lebensraumaufwertungen vorgenommen. Das
vorliegende Projekt studiert den Ist-Zustand sowohl mit einem
systembezogenen wie auch mit einem ortsbezogenen Ansatz, begleitet
erste Realisierungen der Massnahmen (Aufweitungen) und
überprüft falls keine
zeitlichen Verzögerungen bei der baulichen Umsetzung eintreten
- deren Erfolg. Zu diesem Zweck wird ein Monitoringkonzept
ausgearbeitet, das geeignete fischbiologische Indikatoren
identifizieren soll. Es gilt die Frage abzuklären, ob sich die
Rhone in ihrem heutigen Zustand als problematisches Fischgewässer
mit entsprechenden Massnahmen zu einem nachhaltigen System entwickeln
lässt. Das Studium der Bachforellenpopulation spielt eine zentrale
Rolle im vorliegenden Projekt. Zusätzlich werden auch die
Begleitarten erfasst und
bewertet. Ein wichtiger Fokus ist die Schwall-Sunk-Problematik und
deren Auswirkung auf die Fische.
Um einen wesentlichen Beitrag zur Erfolgskontrolle zu
leisten, werden in der Thur bereits realisierte Revitalisierungen
(Aufweitungen der Jahre 1991-2001) näher analysiert. Ein
wesentlicher Fokus liegt bei der Dokumentation der aquatischen Habitate
(hydraulische Habitate), aber auch beim Vorkommen der Fische und deren
Habitatspräferenzen.
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